Discovered: Kampfaufzeichnungen der Pytheas


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VerseExkurs - Spectrum: Kampfaufzeichnungen der Pytheas


Die heutige Ausgabe von Discovered präsentiert einen Auszug aus dem persönlichen Tagebuch von Lt. Commander Mark Derren, Pilot des Navy- und Erkundungsschiffs Pytheas, von dem Moment, als er eine Mission in das von Vanduul kontrollierte System namens “Viking” geflogen ist.

Beginn:


*2883-08-01_07:12 SET*
*Ort: Boro, Crion, Caliban*

Der Auftrag kam letzte Nacht rein. Scheinbar ist McManus raus, da er irgendeine Magen-Darm-Grippe hat, also haben wir den kürzeren Strohhalm gezogen. Aber das ist schon in Ordnung. Boro ist zu dieser Zeit einfach viel zu kalt und aus irgendwelchen Gründen geht in den Baracken manchmal mitten in der Nacht einfach die Heizung aus.

Das Briefing lief wie erwartet. Wie es aussieht werden wir einige Stunden in Viking abreißen. Der Chief sagte, dass die Frühwarnungssysteme sehr ruhig geblieben sind, also nutzen wir diese Gelegenheit zu einer Überarbeitung. Klang unkompliziert. Der zweite Auftrag wäre die Überwachung von Viking auf Anzeichen von Vanduul-Aktivität.

Ich habe mir das Schlimmste für zum Schluss aufgehoben: Mir wurde Teague als Partner zugeteilt. Auf einer dreiwöchigen Tour….ich weiß nicht, ob ich das überleben werde. Auf der anderen Seite: Wenn wir in die Enge getrieben werden, kann ich ihn einfach den Vanduul als Ablenkung hinwerfen. Ich glaube er wird ihnen so lange die Ohren volljammern, dass ich entkommen kann.
Ich bin zum Quartiermeister gegangen, um nochmal unsere Vorräte für die Operation zu überprüfen. Alles sah in Ordnung aus. Als ich gerade den Hangar erreichte, um das Schiff zu betreten, war Teague schon da. Ich sah bereits den glasigen Ausdruck in den Augen des Flugmechanikers, während Teague ihm die Ohren darüber voll laberte, wie man das Treibstoffsystem des Schiffs richtig durchspült. Mir war klar, dass ich in ein paar Stunden den selben Gesichtsausdruck haben würde.

Wir starteten kurz nach 07:00 SET. Teague war im hinteren Teil des Schiffs festgeschnallt. Als wir die Atmosphäre verließen und in die schwarzen Tiefen des Alls eintraten, ereilte mich dieses Gefühl. Dieses Gefühl, welches ich schon hatte, als ich das erste Mal den Planeten verlassen hatte. Bis zum heutigen Tag bin ich mir nicht sicher, ob es ein Gefühl der Freude oder der Angst ist. Was auch immer es ist, ich fühle, dass es ein schlechter Tag wird, wenn wir starten und ich nicht dieses Gefühl habe. Ich möchte niemals, dass das Nervenkitzel des Alls alltäglich wird.

Nunja, sobald wir die Flugrouten über Crion hinter uns gelassen hatten, stellte ich den Quantum Drive auf den Viking Jump Point ein und fuhr die Maschinen hoch.

Dann begann Teague zu sprechen…


*2883-03-06_18:39 SET*
*Ort: Geheim, VS-3/Viking*

Die Mission dauert bereits fünf Tage. Wir liegen bereits hinter dem Zeitplan zurück. Auf dem Weg aus Caliban raus wurden wir am Jump Point aufgehalten. Scheinbar wurden unsere Authorisierungscodes nicht auf die neusten Protokolle aktualisiert. Ein paar Jäger des 88. Squadrons kamen vorbei, um zu schauen, was los war. Ich bin mir nicht sicher, was sie getan hätten, wenn wir Vanduul gewesen wären.

Es hat knapp vier Stunden gedaurt, dem Problem auf den Grund zu gehen. Die Techniker auf der Basis mussten unsere Berechtigungen für diese Mission aktualisieren, bis sie herausfinden konnten, was das Problem war. Ich weiß nicht, ob es Teagues Schuld war oder ein fehlerhafter RegTag, aber ich weiß, an was ich lieber glauben würde.

Als wir es endlich geregelt hatten, sprangen wir ins Viking System. Teague machte einen weiten Scan und es sah so aus, als wären wir erstmal alleine. Ich brachte uns zum ersten Array und wir machten uns an die Arbeit.

Teague stieg aus, um die ersten paar Reparaturen zu erledigen, während ich die aktiven Scans am laufen hielt. Es war fast schon schlimmer als wenn er noch an Bord gewesen wäre. Er hörte nie mit dem Reden über Funk auf und beschwerte sich darüber wie alt die Systeme wären, über das Engagement der Regierung in Sachen Sicherheit des Systems und darüber, dass er selbst viel bessere Ideen hätte, wie man die gesamte militärische Infrastruktur reorganisieren könnte. Nicht dass ihn jemand gefragt hätte. Ich ganz sicher nicht.

Ich hätte ihn wohl einfach da lassen können. Einfach in den Pilotensitz springen und weg. Die Leute hätten meine Story geglaubt. Mann, vermutlich hätte ich sogar ein oder zwei Sterne als Orden bekommen. Für meine Dienste an der Menschheit.

Nunja, ich stellte seine Funksprüche auf lautlos und erweiterte meine Scan-Parameter, startete Suchläufe nach den verschiedensten Signaturen, nur für den Fall, dass sich jemand leise anschlich, aber da war nichts. In meiner Langeweile habe ich sogar ein paar fokussierte Scans nach Jump Points gestartet. Selbst dem leeren Grundrauschen zu lauschen war besser als Teagues Funksprüche.
Etwa sechs Stunden später kam er durch die Luftschleuse und war sich sich der Tatsache überhaupt nicht bewusst, dass ich seine Funksprüche geblockt hatte. Wir machten eine schnelle Pause und aßen ein paar Rationen, bevor wir weiter zum nächsten Array flogen.

Dann war ich an der Reihe, meine Arbeit zu machen.


*2883-08-12_13:47 SET*
*Ort: Geheim, VS-3/Viking*

Wir haben Ärger. Vor ein paar Stunden, während ich zur Hälfte damit fertig war, Trümmer aus der Hülle eines Scan Arrays zu schneiden, brach Teague im Funk los. Die Scanner waren auf einmal voll mit Kontakten, die sich auf dem Weg zu uns befanden. Ich machte mich schnell zurück auf den Weg zum Schiff, während er Vorbereitungen traf, das Schiff von der Bildfläche verschwinden zu lassen, indem alles abgeschaltet wurde, was von feindlichen Scans erkannt werden könnte. Ich konnte nichts durch die dunkle Wand vor mir erkennen, aber nach Teagues Stimme zu urteilen, waren sie sehr nah dran.

Als ich die äußere Luftschleuse erreicht hatte und noch einen letzten Blick riskierte, sah ich sie. Selbst aus dieser Distanz sah ich sie.


**Vanduul.**
Ich zog mich ins Innere und versiegelte die Tür. An dieser Stelle muss ich Teague loben. Er war bereit sofort die Signatur unseres Schiffes verschwinden zu lassen, sobald ich drin war. Zu dem Zeitpunkt als ich das Cockpit erreichte, waren wir kaum mehr von den normalen Umgebungssignaturen zu unterscheiden.

Ich schnallte mich im Pilotensitz an während Teague sich ans Scanner-Array setzte. Der Klan kam in Sicht. Ich hatte noch nie so etwas wie das gesehen. Klar hatten wir Briefings über die Vanduul Flotten bekommen, aber es ist was vollkommen anderes, sie mit den eigenen Augen vor sich zu sehen. Verschwommene Dashcam-Videos und grobe Zeichnungen halten nicht die Gewalt fest, die aus jeder Form ihrer massiven Schiffe “tropft”. Die Schwere dieser Situation war auch nicht an Teague vorbeigegangen. Zum allerersten Mal war er still.

Schwärme von Jägern durchsuchten die Pfade ihrer Großkampfschiffe und suchten vermuchtlich nach Zielen. Wie uns.

Teague glich die verschiedenen Schiffe mit bekannten Vanduul ab, bekam aber keine Treffer. Wie es scheint, hatten wir einen neuen Klan entdeckt. Zwar nicht so spannend wie das Finden eines neuen Jump Points, aber trotzdem.

Als sie endlich vorbeigeflogen waren dachten wir, dass wir in Sicherheit seien, aber wie sich zeigte waren sie nicht zu einem Planeten unterwegs, den sie abernten könnten. Scheinbar waren sie auch nicht auf dem Weg zum Jump Point nach Orion.

Sie waren auf dem Weg nach Caliban.

Ich schätze, man hatte uns genau im richtigen Moment hier raus geschickt. Wir hatten gerade das Frühwarnsystem am Caliban Jump Point repariert.

Doch dann sah Teague es. Sie hatten angehalten. Der ganze Klan stoppte auf einmal, kurz vor Scannerreichweite der Frühwarnsysteme. Es war zu präzise um ein Zufall zu sein. Nein. Sie verstanden unsere Technologie.

Auf diese Distanz würden wir nichts von unseren Scans außerhalb der Basisposition bekommen, also wies ich Teague an, unsere Signatur im Auge zu behalten, während ich uns näher ran brächte. Wenn diese Vanduul etwas planen, müssen wir es wissen.

Ich brachte es fertig uns näher ran zu bringen, sodass Teague ein paar intensivere Scans durchführen konnte. Die Vanduul hatten sich nicht bewegt. Sie warten nur.

Das ist es also, was wir tun. Die Position halten und beobachten, was sie tun.


*2883-08-16_23:14 SET*
*Ort: Geheim, VS-3/Viking*

Dummes, verdammtes Glück.

< Statisches Rauschen >

Teague ist tot. Ein Schuss penetrierte die Schiffshülle und erwischte ihn in seinem Sitz. Hat vermutlich nicht einmal was gespürt.

< Statisches Rauschen >

Ich mache eine Pause für den Sprung. Keine Chance in einem Kampf Mann gegen Mann, also gab ich all meine Energie auf die Schilde und die Triebwerke…

< Statisches Rauschen >

Verdammt. Der hintere rechte Hauptantrieb hat einen Treffer abbekommen.
Muss den Schiffscomputer löschen, bevor ich –


<< Kommunikation endet

**Diese Aufnahmen wurden über 40 Jahre später entdeckt, als das Wrack der Pytheas während einer Deep-Space-Aufklärungsmission in Viking entdeckt wurde. Der selbe Klan griff Caliban ein Jahr später an.**