Discovered: Die Briefe des Kellar Lench


Banner

VerseExkurs - Spectrum: Die Briefe des Kellar Lench


Heute präsentiert “Discovered” die persönliche Korrespondenz von Dr. Kellar Lench, die uns vom “Gemma Museum für Toleranz zwischen den Spezies” zur Verfügung gestellt wurde. Lench war ein junger Wissenschaftler, als er im Jahre 2541 als Erster das Elysium System und gleichzeitig die Existenz der Tevarin entdeckte.

Beginn:



*2541.11.06_20:34 SET*
*Ort: Yar*

Ich halte es nicht mehr aus. Es sind bereits 263 Tage ununterbrochener Einsamkeit hier in dieser “Forschungsstation” und nur das Spectrum leistet mir Gesellschaft. Mann, selbst das Spectrum ist nicht immer für mich da. Manchmal sind die herumwirbelnden roten Sande so dicht und brutal, dass sie das Signal blockieren. Oder sie blockieren den Transmitter. Ich musste dieses Problem schon so oft beheben, dass ich mich bereits ehrenhalber zum Elektroingenieur ernennen könnte.

Es ist echt lustig, Dad. Auch wenn ich weiß, dass du dieses Nachricht erst in einigen Tagen erhalten wirst, kann ich jetzt schon deine Antwort auf diese “belanglosen Beschwerden” hören, wie du sie nennen würdest. Seit ich ein kleiner Junge war, hast du mir Geschichten über Wissenschaftler erzählt, die bereit waren, alles zu riskieren, um das Universum zu einem besseren Ort zu machen. “Großartige Wissenschaftler geben ihr Leben für ihre Entdeckungen,” hast du gesagt. Als Kind klang das wie ein gefährlicher und spannender Vorschlag. Heute jedoch weiß ich, dass es das ganz und gar nicht ist.

Ich kann mich immer noch an den Ausdruck auf deinem Gesicht erinnern, als ich dir damals von diesem Forschungsauftrag erzählt habe. Du warst so stolz. Dein Sohn war dazu auserkoren worden, alleine auf einer Grenzwelt zu leben, um dort Forschung zum Wohle der Menschheit zu betreiben. Du warst dir sicher, dass dein Sohn für eine sehr wichtige Arbeit engagiert wurde.

Nun, es schmerzt mich dir sagen zu müssen, dass es nicht so war. Wie sich herausstellte, ist das New Horizons Forschungsinstitut nichts weiter als eine Tochterfirma der Hathor Gruppe. Ich musste ein wenig graben, um an alle Details zu kommen, aber als ich den Beweis gefunden hatte, ergab auf einmal alles einen Sinn. Es wurde klar, dass mein einziger Job das Aussetzen kleiner Forschungsdrohnen war, welche die Berge von Yar nach Ressourcen absuchen sollten. Hier gibt es nichts zu finden, was auch nur annähernd wissenschaftliche Relevanz hätte. Es ist lediglich eine Jagd, um den Reichtum eines Unternehmens zu mehren, welches bereits ein eigenes System besitzt.

Ich halte es nicht mehr aus, Dad. Ich kann hier nicht rumsitzen, total allein, “wissenschaftliche” Scans durchführen und diesen verdammten Sand wegschippen. Du hast mich als Wissenschaftler erzogen und nicht, um hier den Lockvogel für ein Unternehmen zu spielen.

Ich hoffe also, dass du verstehst, wieso ich meinen Posten hier aufgebe. Bitte schicke keine Antwort hier her. Ich werde dich wieder kontaktieren, sobald ich weiß, wohin ich gehen werde.


*2541.11.09_13:41 SET*
*Ort: Fujin City*

Ich muss zugeben, dass es schon ein wenig eigenartig ist, in eine Welt zurückzukehren, in der ich nicht die einzige Person in einem 1000-Kilometer-Radius bin. Tatsächlich ist dies auch der Grund, wieso ich zuerst hierher gekommen bin. Ich wusste, dass ich mich jederzeit in einen Park zurückziehen konnte, wenn ich mich einmal von der Verrücktheit der Stadt überwältigt fühlen würde. Deswegen und weil ich immer schon wusste, dass du diesen Planeten liebst.

“Wenn du dir nicht Fujin City angeschaut hast, bevor du stirbst, bist du ein Narr”, hast du damals all deinen Freunden erzählt, nachdem du von einer Konferenz dort zurückgekommen bist. Nun, Dad, du kannst dich entspannen, da ich die Stadt nun gesehen habe. Jedoch, nachdem was ich gerade getan habe, entbindet mich das wohl nicht ganz davon, ein Narr zu sein.

Bevor ich Yar verlassen hatte, habe ich meiner Vorgesetzten bei New Horizons ein Kündigungsschreiben zugeschickt. Ich habe jedoch nicht herumgesessen und auf eine Antwort gewartet. Ich bin einfach gegangen. Ich bezweifle, dass sie darüber sehr glücklich sein wird, aber ich versuche nicht darüber nachzudenken, welche Konsequenzen mich deswegen möglicherweise erwarten.

Ich möchte mich auf das konzentrieren, wodurch ich einen spürbaren Wandel in dieser Welt möglich machen kann, genau wie du es mir beigebracht hast. Wenigstens habe ich durch meine Zeit auf Yar das Wichtigste über Forschungsdrohnen gelernt. Tatsächlich kann ich sehr gut mit ihnen umgehen. Vielleicht finde ich einen Weg, ihnen einen neuen Zweck zu geben.


*2541.11.15_19:19 SET*
*Ort: Centauri System*

Dad… du wirst es nicht glauben. Zumindest am Anfang nicht, aber später. Das gesamte UPE wird darüber sprechen. Ich habe ein neues System entdeckt!

Aber das ist noch nicht mal der verrückteste Teil. Eine der Welten des Systems strotzt nur so vor fortgeschrittenem Leben. Dort waren überall Lichter, riesige Gebilde, die wie Tempel aussahen und eine beeindruckende Stadt, die in einen Berggipfel gebaut wurde. Ich wollte so gerne weitere Scans durchführen, aber ich wollte nicht zu nah ran. Ich nahm an, dass es erstmal sicherer ist, einen gewissen Abstand zu wahren.

Okay, ich gebe zu, dass ich eine Forschungsdrohne auf den Planeten hinab geschickt habe. Ich dachte mir, dass je mehr Informationen ich mit zurückbringen kann, desto besser. Nur um zu beweisen, dass ich nicht lüge. Ich würde das selbst kaum glauben, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte.

Aber mach dir keine Sorgen, sonst habe ich nichts unternommen. Es sollten die Würdenträger der Regierung und Diplomaten sein, die den ersten Kontakt aufnehmen. Nicht irgendein Typ, der nur durch pures Glück dort gelandet ist.

Ich wünschte, dass ich dir erzählen könnte, dass ich diese Entdeckung geplant habe. Nachdem ich Fujin City verlassen hatte, habe ich ein paar Tage damit verbracht durchs all zu treiben und mit den Einstellungen meiner Forschungsdrohnen herum zu experimentieren. Heute Morgen übermittelte auf einmal eine der Drohnen Daten, auf die ich mir überhaupt keinen Reim machen konnte, also folgte ich ihr auf ihrer Route.

Nachdem ich die Stelle erreicht hatte, wo die Daten interessant wurden, spürte ich diesen vertrauten Zug an der Front meines Schiffes. In diesem Moment wusste ich, dass ich einen Jump Point entdeckt hatte. Ich war noch nie gleichzeitig so aufgeregt und verängstigt wie in diesem Moment.
Fast hätte ich mich wieder vom Jump Point entfernt. Du weißt, dass ich nicht gerade der beste Pilot bin. Ich war in Sorge, dass ich den Sprung vielleicht nicht überleben würde.
Aber dann hörte ich deine Stimme in meinem Kopf, “Großartige Wissenschaftler geben ihr Leben für ihrer Entdeckungen.” Nachdem dieser Satz durch meinen Kopf geschallt war, konnte ich dich nicht enttäuschen. Vor allem nicht, nachdem ich bereits meinen Verantwortungen auf Yar den Rücken gekehrt hatte.

Irgendwann verlor ich den Kontakt mit der Drohne, die ich runter auf den Planeten geschickt hatte. Meine Scans zeigten, dass ein paar ihrer Schiffe auf dem Weg zu mir waren. Ich dachte mir also, dass ich besser nach Centauri zurückkehre, bevor sie mich finden. Ich würde es hassen, derjenige zu sein, der einen Zwischenfall verursacht hat.

Ich war gerade dabei, die offizielle UPE Dokumentation auszufüllen, bevor ich mit dieser Nachricht begann, musste dann jedoch eine Pause einlegen. Alles wurde auf einmal so überwältigend. Dort war die ganze Zeit eine uns gänzlich unbekannte Spezies und ich habe sie gefunden. Ein Teil von mir möchte sie als mein eigenes, kleines Geheimnis behalten, aber ich weiß, dass das nicht fair wäre. Wie bereits für die Banu, müssen wir auch ihnen unsere Welt eröffnen. Ich bin mir sicher, dass wir einiges voneinander lernen können.

Wenn ich meine Forschungsergebnisse übermittelt habe, mache ich mich auf den Weg nach Hause, um alle Details mit dir zu teilen. Diese Spezies ist wirklich erstaunlich! Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem wir einen von ihnen persönlich treffen können.


<< Ende der Korrespondenz